Die Freiwillige Feuerwehr Kemel wurde am 7. Juni 1925 in Kemel gegründet und blickt seitdem auf eine bewegte Geschichte zurück. Im Jahre 2015 feierte die Brandwehr ihr 90-jähriges Bestehen.
Als 1797 Friedrich von Schiller in seinem bekannten „Lied von der Glocke“ die Schrecknisse einer Feuersbrunst beschrieb, kannte man freiwillige Feuerwehren im heutigen Sinne noch nicht. In der Niedergrafschaft Katzenelnbogen, zu der damals auch Kemel gehörte, gab es aber schon lange eine obrigkeitlich verfügte Löschdienstpflicht für alle „rüstigen“ Untertanen sowie Vorschriften zur Brandverhütung. In den Häusern mussten Löscheimer aus gepechtem Stroh, Hanf oder Leder vorgehalten werden. Außerdem war für einen angemessenen Löschwasservorrat zu sorgen. Nachweislich der alten Stockbücher hatte Kemel deshalb bereits vor 1780 einen Brandweiher.
In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts ordnete die nunmehr zuständige nassauische Regierung das Feuerlöschwesen nach fortschrittlichen Gesichtspunkten neu (Feuerpolizeiverordnung 1826 ff.). Hiernach hatte auch der Kemeler Ortsschultheis (Bürgermeister) eine entsprechend auszubildende Löschmannschaft zu organisieren und sie als „Commandant“ (Brandmeister) anzuführen. Gleichfalls vorgeschriebene Löschgeräte, wie Feuereimer, Leiter, Einreißhaken, Feuerpatschen oder Löschwische sowie eine kleine Handspritze konnten bei der alten Schule bzw. dem früheren Rathaus untergebracht werden. Zur Alarmierung der Wehr, die bei Einsätzen rote Armbinden trug, wurde bis nach dem 2. Weltkrieg eine durchdringende Signalhupe verwendet, lange Zeit vom unvergessenen Bolle Karl geblasen.
Neben kleineren Einsätzen im Ort mit seinen meist noch strohgedeckten Häusern – die letzte Dachumdeckung von Stroh auf Schiefer fand in Kemel erst 1926 statt – war dort 1836 ein größerer Brand zu löschen. Außerdem musste die Wehr wiederholt zu Hilfeleistungen in umliegende Dörfer ausrücken. Wie in einem alten Circularienbuch vermerkt, hatten die Helfer dabei im auswärtigen Brandort nach getaner Arbeit Anspruch auf eine „nothdürftige Labung mit Brod, Branntwein oder Bier“, während ihr Commandant dafür „verantwortlich und haftbar war, dass jegliches Übermaß an Sauferei oder Unfug unterblieb“.
Die Entwicklung leistungsstärkerer Löschgeräte wie auch die zunehmende Wahrnehmung der erstrittenen bürgerlichen Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit führten sodann ab dem Revolutionsjahr 1848 zu einem bemerkenswerten Wandel in der Brandbekämpfung und der Organisation des Feuerlöschwesens. Diese Veränderung lief vor allem unter preußischer Regie auf eine Umwandlung der seitherigen Pflichtfeuerwehr in eine freiwillige Feuerwehr hinaus.
Vorab erhielt die herkömmliche Kemeler Wehr von ihrer Gemeinde eine moderne zweiachsige Saug- und Druckspritze. Sie musste per Handzug oder mittels Pferdegespann bewegt und möglichst von 8 Mann bedient werden. 1885 für stattliche 450 Goldmark vom Pumpenbauer Emil Roth in Idstein/Ts. gekauft, konnte sie sich insbesondere 1898 und 1910 bei Großbränden vor Ort bewähren. Der Bau einer neuartigen Wasserversorgungsanlage mit Stausee im Aulbachtal während der Jahre 1921–23 sowie die Verlegung des Ortswassernetzes mit Unterflurhydranten gaben schließlich den Impuls, auch in Kemel eine Freiwillige Feuerwehr (FFW) auf ehrenamtlicher Basis zu gründen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Wehr 34 Mitglieder und verfügte neben der vorerwähnten Spritze schon über einen einachsigen Schlauch- und einen Hydrantenwagen.
In der Gründungsversammlung am 7. Juni 1925 wurde Karl Diefenbach zum Kommandanten gewählt; er nahm dieses Amt auch als Bürgermeister ununterbrochen bis 1945 wahr. Während dieses Zeitraumes wurde unter seiner verdienstvollen Leitung die Ausbildungsarbeit stark gefördert. Man nahm erfolgreich an zahlreichen Lehrgängen und Übungen teil, auch konnte die Ausstattung und Ausrüstung der Einsatzkräfte verbessert werden. Als Schutzbekleidung wurden schwarze, schwer entflammbare Tuchröcke mit rot paspeliertem Kragen sowie Lederhelme beschafft, zu wesentlichen Teilen aus Mitgliedsbeiträgen finanziert. 1932 erhielt die FFW dann ihre erste Motorspritze (TS 4), Baujahr 1928; sie hatte eine Spritzleistung von 400 Liter Wasser pro Minute.
1935 wurden die Einsatzkräfte neu eingekleidet, nachdem sich die FFW aufgrund geänderter Rechtsvorschriften als Feuerlöschpolizei (später Feuerschutzpolizei) zu bezeichnen hatte.
1938 konnte mit dem Bau eines 2‑Kammer-Wasserbehälters der Löschwasservorrat vergrößert werden; der Inhalt einer Kammer diente ständig als Brandreserve. Im gleichen Jahr wurde das alte Rathaus zur angemessenen Unterbringung des TS 4‑Spritzenanhängers um eine Garage erweitert.
Während der Kriegsjahre 1939–45 hatte die Kemeler Wehr infolge Einberufungen zum Wehrdienst zeitweise weniger als 16 Einsatzkräfte, obwohl auch Frauen und Jugendliche halfen, personelle Lücken zu schließen.
Was nun die Einsätze der Wehr in den Jahren 1925–45 angeht, schrieb Dr. K. H. May, langjähriger Kemeler Pfarrer, als Chronist in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der FFW Kemel u. a. folgendes:
„Oft genug konnte sich die Wehr bei der Bekämpfung von Bränden verdient machen. Verhältnismäßig selten und nur bei geringfügigem Schaden war der Einsatz im eigenen Dorf erforderlich. Aber schon ein Jahr nach der Gründung, am 23. März 1926, waren die Kemeler Feuerwehrleute als erste bei einem Scheunenbrand in Huppert zur Stelle. Wieder zuerst war man am 21. Oktober 1932 in Hilgenroth am Brandplatz. 1935 eilte man nach Nauroth und Ramschied, 1938 nach Zorn und Watzelhain, 1942 erneut nach Huppert.“
Ergänzend ist zu erwähnen, dass auch damals schon kleinere wie größere technische Hilfeleistungen der Wehr angefordert wurden. So waren u.a. im Rekordwinter 1928/29 umfangreiche Wasserrohrbrüche und schwere Wasserschäden sowie 1934 Gewitterschäden nach Blitzeinschlägen zu beheben. Wiederholt mussten Wassereinbrüche in der Schiefergrube Rossit bei Nauroth ausgepumpt werden und rund um Kemel Verkehrshindernisse nach Wind- und Schneebrüchen beseitigt werden. In 1936 galt es, auf der Bäderstraße bei Kemel 15 Kraftfahrzeuge zu bergen, die in Schneewehen festgefahren und eingeschneit waren. Nicht zu vergessen ist ferner, dass während des 2. Weltkriegs die Kemeler Wehr mehrfach in Wiesbaden und Umgebung eingesetzt war, um nach Bombenangriffen bei der Bekämpfung von Großfeuern und Flächenbränden zu helfen. Für die Anfahrt zum Brandort und den Transport der TS 4 wurden hierbei das Kemeler Milchauto von Ullmanns, Bodenheimers Kfz aus Laufenselden oder auch schon mal ein Pferdegespann benutzt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die FFW im Gegensatz zu sonstigen Vereinigungen von den Besatzungsmächten nicht verboten, auch durfte sie ihren guten alten Namen wieder tragen. Es war aber vieles aufzuarbeiten und nachzuholen. Neue Personalzugänge auch aus dem Kreis der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen mussten aus- und die Reste der angestammten Mannschaft fortgebildet werden, während der alte Gerätebestand zu überholen und zu ergänzen war. Dementsprechend wurden viele Grund- und Fortbildungslehrgänge beschickt, Übungen absolviert, Reparaturarbeiten erledigt und Neuanschaffungen getätigt. Zur persönlichen Ausstattung der Einsatzkräfte wurden neu 35 blaue Tuch- und Arbeitsröcke sowie Stahlhelme, Mützen, Hakengurte, Fangleinen und Koppel besorgt. Später kamen dann noch wasser- und feuerhemmende Schutzanzüge hinzu.
An neuen Lösch- und Rettungsgeräten konnten zusätzlich beschafft werden:
Im Hinblick auf die Indienststellung ihres ersten Löschgruppenfahrzeuges (1970) war für die Wehr statt des bisher mitbenutzten alten Rathauses eine erweiterte Unterkunftsmöglichkeit vorzusehen. Sie konnte 1971 in Verbindung mit der Errichtung des neuen Kemeler Gemeindezentrums geschaffen werden.
Auch bei der Alarmierung und Einsatzlenkung der Wehr gab es technische Verbesserungen. Mit Beginn in 1958 wurden hierzu an zwei Stellen im Ort elektrische Sirenen auf Dachständern installiert. Inzwischen sind alle Löschgruppenfahrzeuge mit UKW-Funkgeräten ausgestattet und mit der Leitstelle in Bad Schwalbach verbunden, von wo aus zumal auswärtige Einsätze zu steuern und zu koordinieren sind. Zur Alarmierung der Einsatzkräfte im Ort werden darüber hinaus seit 1977 kleine Funkmelder verwendet, die man ständig bei sich tragen kann. Sie ermöglichen eine sogenannte stille Alarmierung und machen die Benutzung der Sirenen während der allgemeinen Nachtruhe weitgehend entbehrlich.
In 1984 wurde erfreulicherweise eine Kemeler Jugendfeuerwehr gegründet. Ihre Mitglieder erhalten eine feuerwehrspezifische Ausbildung, können an Gruppenabenden, Wanderungen, Fahrten sowie Zeltlagern teilnehmen und viele Angebote zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung nutzen. Bei Vergleichswettkämpfen mit anderen Jugendfeuerwehren konnten sich die Kemeler Jugendlichen wiederholt hervorragend platzieren. Eine Frauenfeuerwehr hingegen löste sich leider schon bald nach ihrer Gründung wieder auf.
Bei diesem geschichtlichen Rückblick sollte im Übrigen darauf hingewiesen werden, dass die verstärkte Aufrüstung der Wehr nach 1945 angesichts der beachtlichen Entwicklung Kemels an einer exponierten Stelle der verkehrsreichen Bäderstraße (B 260) zwingend erforderlich war. Dem gewachsenen Aufgabenbereich und Verantwortungsumfang entsprechend, sind die Anforderungen an die Kemeler Wehr während der letzten 5 Jahrzehnte zunehmend gestiegen, wobei vor allem die Anzahl der Einsätze zu technischen Hilfeleistungen überproportional zugenommen hat.
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Kemel konnte ihr die Gemeinde Heidenrod ein neues, dringend benötigtes Gerätehaus übergeben.
(1925–1945)
(1945–1949)
(1949–1963)
(1963–1967)
(1967–1973)
(1973–1988)
(1988–1995)
(1996–1997)
(1997–2003)
(2004–2013)
(2013 — 2018)
(2018 — )
Quellen:
Feuerwehrgerätehaus
An der Römerhalle, 65321 Heidenrod-Kemel
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