Von allen Danksagungen formuliert der Naurother Wehrführer Patrick Boos die originellste. Sie gilt dem alten Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser (TSF‑W), das seine Einheit seit 1995 genutzt hat und zuvor vier weitere Jahre in Laufenselden stationiert war. Dass zuletzt das Seitenfenster manchmal unaufgefordert aufsprang, werde verziehen, wenngleich das bei den Kameraden auf der Rückbank bei Einsatzfahrten im Winter manchmal Unmut hervorgerufen habe.
Dieses alte Fahrzeug steht nun zum Verkauf. Ende Juni wurden neue TSF‑W für die Feuerwehren in Nauroth und Zorn bei der Firma Adik im Siegerland abgeholt, die auf einem Iveco-Fahrgestell basieren. „Wir hoffen auf die gleiche Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit“, betont Boos, bei der feierlichen Übergabe der Autos. Da die Zorner ein Löschfahrzeug nach Kemel abgegeben haben, wo wiederum ein älteres Tragkraftspritzenfahrzeug verkauft wird, gibt es viele Beteiligte.
So halten die Wehrführer Patrick Boos (Nauroth), Björn Jakobs (Zorn) und Ralf Struth (Kemel) gemeinsam symbolisch einen Schlüssel in Händen. Zur Übergabe ist Innenminister Peter Beuth (CDU) gekommen, der von der Landesbeschaffungsaktion für die Fahrgestelle berichtet. In den vergangenen zehn Jahren habe das Land für Gerätehäuser und Fahrzeuge 105 Millionen ausgegeben, mit den Ausgaben der Kommunen ergebe sich eine Summe von einer halben Milliarde Euro. In Heidenrod wurden in drei Jahren inzwischen fünf Fahrzeuge angeschafft, erklärt Bürgermeister Volker Diefenbach (SPD). Die beiden TSF‑W schlügen mit 130 000 Euro für die Gemeinde und 70 000 Euro für das Land insgesamt zu Buche. Beide Wagen mit 170 PS und 1000 Liter Wasser sind identisch, die Zorner führen auch Atemschutzgerät mit. Gemeindebrandinspektor Jürgen Schrömges aus Laufenselden zählt Einzelheiten vom LED-Lichtmast bis zum Digitalfunk auf. Diefenbach hält es für wünschenswert, dass das Land die Kommunen gleich mit Geld für solche Beschaffungen versorge: Das könne ein Beitrag zur „Entbürokratisierung“ sein, es würden weniger Verwaltungsebenen tangiert, das Verfahren müsse keine zwei Jahre dauern. Letztlich sei die Investition ein Stück „Wertschätzung“ für die Wehren, die Schrömges „bestens ausgerüstet und motiviert“ sieht.
Bei der Feierstunde stehen aber nicht alleine Technik und Zahlen im Vordergrund. Immer wieder erinnern die Redner an das Engagement der Wehrleute. So erbittet der evangelische Pfarrer Frank Seickel den Segen für die Besatzungen der Autos, die dem „Wohl der Menschen“ dienten, indem „sie schnell, zuverlässig und geräuschlos“ arbeiteten. Der MGV Nauroth singt das Vaterunser und andere Lieder.
„Kein Ehrenamt ist wichtiger als das in der Feuerwehr“, bekräftigt Herbert Koch (CDU) als Erster Kreisbeigeordneter. Beuth hofft, dass sich durch die „Faszination des Helfens“ Feuerwehrnachwuchs gewinnen lässt. „Ohne Ehrenamt wäre eine Fahrzeug-Übergabe heute überflüssig “, steht für Schrömges fest.
Autor: Thorsten Stötzer
Quelle: Artikel Wiesbadener Kurier vom 11.09.2017
Link: http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/untertaunus/heidenrod/feuerwehren-in-nauroth-und-zorn-erhalten-neue-fahrzeuge–wert-des-ehrenamts-betont_18170683.htm