HEIDENROD — Neulich erst war der übergeordnete Prüfdienst, der sich nur alle fünf Jahre ankündigt, wieder im Gerätehaus in Kemel. „Vorbildlich“ fanden die Fachleute, was sie vorfanden. Das liegt an dem Mann, der immer öfter als „der älteste Feuerwehrmann in ganz Hessen“ angesprochen wird: Eberhard Hartenbach, der Heidenroder Gerätewart, wird heute 80 Jahre alt.
Ist die Dichtung einer Pumpe zu reparieren oder ist ein Strahlrohr kaputt, so werden sie zu Hartenbach gebracht. Mit Verteilern und Handlampen beschäftigt er sich ebenso. Weiterhin verplombt der Kemeler Leinenbeutel und überprüft Hakengurte und Leitern, wobei er 80 Kilo schwere Gewichte verwendet.
Er wartet die Ausrüstung von 18 Feuerwehrautos
Im Januar ist Hartenbach stets sehr eingespannt. Dann bringt er jeweils einen vollen Tag damit zu, die Ausrüstung eines der 18 Heidenroder Feuerwehrautos zu warten. Die Hydraulikleitungen von Scheren und Spreizern zum Beispiel müssen nach einer bestimmten Zahl von Jahren erneuert werden. „Ich schreibe keine Stunden auf“, sagt der Gerätewart. Mal hat er in einer Woche nichts zu tun, dann ist er täglich gefragt.
Leitern in Kitas, Dorfgemeinschaftshäusern und anderen Gebäuden der Gemeinde Heidenrod. 90 Stück sind das, innerhalb von zweieinhalb Tagen legt er dann 160 Kilometer zurück. „Er geht voll in seiner Aufgabe auf, es macht ihm Spaß“, lobt Gemeindebrandinspektor Jürgen Schrömges.
Dabei hat der gelernte Kraftfahrzeug-Handwerker keine ganz typische Feuerwehr-Laufbahn hinter sich. Der gebürtige Wiesbadener war von 1959 bis zum Rentenbeginn als Werkstattleiter, Kraftfahrer und Verwaltungsangestellter beim BKA und im Statistischen Bundesamt tätig. In dieser Zeit engagierte sich Hartenbach im „Behördenselbstschutz“ und ehrenamtlich beim DRK und bei der Bergwacht Hessen.
Zur Feuerwehr gelangte Eberhard Hartenbach aber erst, als er 1978 mit seiner Frau Ute und drei Töchtern nach Kemel zog. Zehn Jahre später war er Wehrführer im Ort und behielt das Amt, bis er als 60-Jähriger aus dem aktiven Dienst ausscheiden musste. Gerätewart auf örtlicher Ebene war er vorher schon, dazu kam der Posten des Schriftführers im Kemeler Feuerwehrverein.
2003 fragte ihn schließlich der damalige stellvertretende Gemeindebrandinspektor Peter Jakob, ob er die Funktion des Gerätewartes für ganz Heidenrod übernehmen wolle. Hartenbach war bereit und setzt seither sein technisches Geschick für die Wehren ein. Zuletzt hat er seine Dienstzeit verlängert, doch am Jahresende will sich Hessens mutmaßlich ältester Feuerwehrmann zurückziehen.
Das Engagement für den Brandschutz lebt in der Familie weiter, denn die jüngste Tochter Stephanie Hartenbach war einst die erste Wehrführerin im Kreis – damals in Niedermeilingen – heute gehört sie zur Einheit in Zorn. Eberhard Hartenbach selbst verbringt seinen heutigen Geburtstag beim Bergwandern in Österreich, trotz eines Herzinfarkts vor fast zwei Jahrzehnten wirkt der 80-Jährige topfit. Und da er in Tirol im Hotel eines Freundes unterkommt, pflegt er da auch noch dessen Traktor.
Die Nachfolge
Zum Jahresende möchte Eberhard Hartenbach nun endgültig seinen Posten als Gerätewart abgeben. Wie Gemeindebrandinspektor Jürgen Schrömges (Laufenselden) mitteilt, haben zwei junge Leute Interesse, die Nachfolge anzutreten. Eine Entscheidung soll nach der Sommerpause fallen. Vom Tisch sind damit Überlegungen, die Aufgaben des Gerätewarts nach Taunusstein abzugeben: Dort seien keine Kapazitäten frei. Ihre Schläuche lassen die Heidenroder übrigens zentral in Laufenselden warten und ihre Atemschutzgeräte in Bad Schwalbach.
Quelle: Wiesbadener Tagblatt vom 27.07.2016
Text und Bild: Thorsten Stötzer